Liebe Freunde*innen und Förderer*innen des Platzhirsch Festivals,
in knapp 7 Wochen ist es schon so weit, wir feiern gemeinsam mit Euch das Platzhirsch Festival im Dellviertel! Wir und hoffentlich Ihr auch freuen uns schon sehr darauf. Vorher müssen wir aber reden: Über Finanzen! Denn die machen uns gerade noch Sorgen. Warum wir besorgt sind, möchten wir Euch so transparent wie möglich erklären.
Was kostet das Platzhirsch Festival eigentlich genau?
Stand jetzt sieht es so aus:
56.400 €- Künstler*innengagen & Technik (Bühnentechnik, Techniker*innen)3.400 € – Hotelkosten Künstler*innen
9.700 € – Lesungen, Workshops, Kunst, Panel, Kinderprogramm
3.950 € – Künstlersozialkasse KSK & GEMA
1.000 € – Raummieten
375 € – Verkehrsschilder
350 € – Städtische Gebühren
3.500 € – Strom, Wasser & Toiletten
1.900 € – Security (Bewachung der Stände und Technik über Nacht)
1.200 € – Reinigung & Entsorgung
1.500 € – Dokumentation (professionelle Filmaufnahmen & Fotos)
500 € – Digitales Marketing (bezahlte Anzeigen Social Media)
500 € – Plakatierung
350 € – Druckkosten (Flyer, Plakate, Aufkleber)
1.200 € – Zelte bzw. Pavillon
3.350 € – Catering
3.500 € – Volunteers
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92.660 € – Summe
Kann man da nicht irgendwo sparen?
Wir haben schon massiv gespart (und versuchen es weiterhin):
Das Festival findet nur noch an zwei statt an drei Tagen statt. Der Sonntag ist bis auf das traditionelle Frühstück auf dem Dellplatz gestrichen.
Beim Booking haben wir uns sehr schnell von einer Reihe Wunschkandidaten*innen verabschieden müssen, da die aufgerufenen Gagen nicht zu stemmen waren.
Auch im Kleinen versuchen wir zu sparen. So stellen wir z. B. Verkehrsschilder selbst auf und auch die Plakatierung haben wir weitestgehend auf Ehrenamt eingedampft.
Aktuell haben wir folgende Programmpunkte geplant: über zwanzig Konzerte, sieben Ausstellungen, zwei Lesungen, mehrere Workshops und Kinderprogramm (s. Plakat). Natürlich könnte man das Programm weiter reduzieren, aber noch wollen wir nicht aufgeben und sehen weiterhin die Notwendigkeit in Duisburg ein umfassendes Kulturfestival für alternative und subkulturelle Kunst und Musik zu veranstalten.
Was ist mit dem größten Kostenblock Künstler*innengagen & Technik?
Seit Corona sind die Kosten hier um bis zu 300 % gestiegen! Die Gründe hierfür sind vielfältig. Völlig richtige Entwicklungen, wie Mindestlöhne und adäquate Bezahlungen für Technik und Techniker*innen. Allgemeine Kostensteigerungen, die sich natürlich auch auf den Kulturbetrieb auswirken. Problematische Entwicklungen für Künstler*innen, die über Tonträger kaum noch Einnahmen generieren können (Stichwort: Streaming) und auf wesentlich höhere Gagen und eure Kauflust beim Merchandise angewiesen sind.
Menschen, die regelmäßig Konzerte besuchen, kennen diese Entwicklungen aus eigener Erfahrung. Vor Corona konnte man für z. B. 18 € noch eine neue Indie-Band einfach mal checken. Heute werden oftmals auch für eher unbekanntere Acts gleich 30 € oder mehr an der Abendkasse oder im Vorverkauf aufgerufen. Das funktioniert nur noch bedingt. Unzählige Touren kleinerer und mittelgroßer Bands werden mittlerweile vor diesem Hintergrund kurzfristig abgesagt.
Das Platzhirsch Festival wird aber doch gefördert?
Das ist richtig.
10.000 € – Stadt Duisburg (seit 2016 pro Jahr
5.000 € – Kulturbeirat
7.900 € – Sparkassen Stiftun
10.000 € – Targobank-Awards (wir waren einer der drei Preisträger
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32.900 € – Summe
Durch die Landesarbeitsgemeinschaft Soziokultur NRW haben wir daneben Fördergelder für das Projekt „Von Orten und Standpunkten – (Sub)kultur in Duisburg“ erhalten. Teile dieses Projektes werden programmatisch in das Platzhirsch Festival eingebunden (z. B. Podiumsdiskussionen und Informationsstände). Da diese Fördergelder für das Projekt und nicht für das Platzhirsch Festival selbst bewilligt wurden, finden sie bei unserer Darstellung weder bei den Kosten noch bei den Fördergeldern Berücksichtigung.
In den letzten drei Jahren konnten wir auf Fördergelder aus den Programmen „Neustart Kultur“ und „Festivalförderung“ zurückgreifen. Auch für dieses Jahr haben wir wieder Anträge gestellt. Jedoch ist beispielsweise die Festivalförderungen seit diesem Jahr so angelegt, dass 70 % der Fördermittel in ländliche Regionen fließen und nur 30 % in urbane Räume. Die inhaltlichen Anforderungen konnten wir mit unserem Konzept locker erfüllen, aber die 70/30-Aufteilung war die Crux. Andere Fördermittel fließen sogar ausschließlich in ländliche Regionen. Unsere wasserdichte Argumentation, dass es sich bei Duisburg nur qua Definition um eine urbane Metropole handelt, hat bei der Jury nicht verfangen.
Insgesamt werden Fördermittel für Kultur auf allen Ebenen gekürzt. Nicht nur wir vom Platzhirsch Festival sind von diesen Entwicklungen betroffen. Stichwort: Festivalsterben. Ihr könnt es der Presse entnehmen. So wirft das renommierte Maifeld Derby in Mannheim aufgrund von fehlenden Finanzierungsperspektiven das Handtuch. Auch das Olgas Rock in der Nachbarstadt Oberhausen wird nach 2025 Geschichte sein. Das sind nur zwei Beispiele von sehr vielen.
Was ist mit Sponsoring?
Da, wo die öffentlichen Gelder nicht mehr fließen (können), wird gerne auf Sponsoring der freien Wirtschaft verwiesen. Auch uns wird das immer wieder nahegelegt. Es ist nicht so, dass wir hier das eine oder andere nicht versucht hätten (uns unterstützt z.B. seit vielen Jahren Sinanlco), aber wir sehen auch ganz klare Grenzen.
Zuerst: Grundsätzlich spart auch die freie Wirtschaft beim Thema Sponsoring für Kultur. Darüber hinaus bietet unser eher nischiges, manchmal sperriges Kulturprogramm zu wenig Anknüpfungspunkte. Wir haben schlichtweg zu wenig zu bieten in Sachen Klickzahlen, Eventcharakter und werberelevanten Zielgruppen.
Und auf der anderen Seite: Gedanken an die „Sponsor-X-Bühne“ und „Sponsor-Y-Bühne“, Produktpräsentationen auf dem Gelände und Daueralarm in Sachen Sponsoren sind uns ein Graus – ganz zu schweigen von etwaigen inhaltlichen Absprachen mit Unternehmen.
Vielleicht ist diese Sichtweise überholt? Wahrscheinlich müssen wir uns für 2026 viel mehr mit diesem Thema auseinandersetzen, denn es ist nicht damit zu rechnen, dass es in Sachen öffentlicher Kulturförderung einen Turnaround geben wird.
Unsere große Hoffnung war und ist aber vor allem eure Spendenbereitschaft und der damit verbundene solidarische Ansatz „Jede/r gibt so viel er kann und möchte“, um ein Kulturangebot für alle zu ermöglichen!
Da sieht es aktuell so aus (Stand: 20.07.2025):
1.251 € – Wir Wunder (betterplace) Sparkasse
6.699 € – gofundme
5.300 € – Überweisungen/Daueraufträge direkt an Kultursprung e. V.
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13.250 € – Summe
Vielen Dank für die bisher eingegangenen Spenden! Wir wissen, dass da noch einiges mehr geht!
Okay. Es fehlen aktuell noch über 40.000 €. Die Sorgen scheinen berechtigt. Wir sind besorgt, aber nicht hoffnungslos!
Vier Faktoren spielen noch eine entscheidende Rollen: Durst. Hunger. Gutes Wetter. Gute Stimmung. Vorsichtig haben wir vor diesem Hintergrund mit 15.000 € Erlösen aus insbesondere Getränken kalkuliert. Weniger als in den Vorjahren, weil wir nur an zwei statt an drei Tagen Programm bieten. Preislich müssen wir uns dabei auf Stadtfest- bzw. Festivalniveau zu bewegen. In der Hoffnung, dass ihr die Büdchen in der Umgebung an diesem Wochenende links liegen lasst.
Darüber hinaus warten wir noch auf Zusagen kleinerer Förderanträge und möglichen Einnahmen durch Sponsoren
Bleiben am Ende mehr Spenden?
So sieht es aus. Anders wird es nicht funktionieren. Erfahrungsgemäß werden an den Festivaltagen selbst viele Spenden gesammelt. Aber wir wollen uns mit bangen Blicken auf die Wetter-App in den Tagen kurz vor dem Festival und mit Blicken in den Himmel an den Festivaltagen nicht selbst verrückt machen, denn wir wollen gemeinsam mit Euch die Zeit genießen. Wir glauben, dass es das Festival und all die ehrenamtliche Arbeit unbedingt wert ist!
Es wäre daher genau jetzt der Zeitpunkt, Spenden zu platzieren. Idealerweise über gofundme, damit wir hoffentlich in den nächsten Wochen bis zum Festival öffentlichkeitswirksam eine Dynamik in Sachen Spenden entwickeln können.
Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und die bisher schon geleistete Unterstützung!
Wir freuen uns auf ein großartiges Platzhirsch Festival 2026 mit euch!
Zum Artikel der WAZ hier klicken.